Die letzte Gewissheit

Ich gehöre mir nicht, ich bin nur ein Geschwür an einer dunklen, sinnlosen Welt. Selbstmord ist die beste Therapie.
Glück nur im Extremen findend: die Perversion des gedrückten Typus. Die Lust an der Vernichtung - Selbstvernichtung ist noch das Einzige, was der eigenen Kraft und dem ersten und letzten Stolz entspricht - die große Besiegelung.
Die Fähigkeiten zu kleinen Lüstchen, meine Geduld, mein Geschmack wurde verdrängt von der großen Lust an absoluten, unumkehrbaren Konsequenzen - Restenergie die sich aus Mangel an Alternativen gegen sich selbst wendet - das allgegenwärtige Gefühl: „Das Ich ist zu Ende“, keine revitalisierende Transformation mehr möglich. Alles Denken und Handeln kreist um das Problem des bestmöglichen Abgangs, alles was einst zum Leben verführte, ist nun fremd und fern und spricht nicht mehr zu mir, und wenn doch, dann in einer Sprache die ich nicht mehr verstehe.
Das Ich vervollkommnet sich durch die Selbstvernichtung, kommt so erst wirklich zu sich. Der Wille, wenigstens daran noch zu glauben.
Es wird nach mir noch so viele Tänze und Schönheit und Rausche und Stürme und so viel Liebe und Musik und Lachen und Abenteuer geben, ich muss nicht dabei sein.
Immer wenn ich müde bin, aber nicht schlafen kann, drängen sich Narrative in mir auf, die alle Lust am Leben mir verleiden, deren abgründliche, todesfrische, beißende Kälte mich zu meinen allerletzten Phantasien treibt. Etwas in mir will mich umbringen und wird immer stärker und nutzt vornehmlich Stunden wie diese, in denen ich erschöpft und leer und kalt und unantastbar stumpf und von allen Geistern und Sehnsüchten und Gewissheiten verlassen und verzweifelt-gleichgültig genug bin, um nicht mehr zu wissen, wie ich damit umgehen soll, ob ich damit überhaupt umgehen oder doch lieber umkommen will. Noch ist nichts entschieden. Was ist entscheidend? Der Grad der Gleichgültigkeit.
Das Gefühl von Müdigkeit ist eigentlich extreme Wachheit, die der Körper nur nicht schultern kann. Die Gleichgültigkeit, das Bedürfnis sich hinzulegen und sich dem taumelnden Gehirn zu überlassen, die Unfähigkeit die Augen aufzuhalten, die Unfähigkeit klar zu denken - alles Symptom einer extremen Hellsichtigkeit.
Ich bin am Leben, um genau jetzt, in diesem Moment der inneren Anspannung zwischen der gleißenden Leere im Herzen und dem dümmlichen Hetzen meines Intellekts (der diese Worte herauskrampft) zu sterben, es gibt keinen Grund, der motivierend genug wäre, hier und jetzt durchzuhalten. Ich krümme mich und mein Herz schaut zu, pocht so kalt und gleichgültig wie mein hartes, ironisches Gesicht jeden Ausdruck von Schmerz und Sehnsucht blockiert. Während sich in meiner Zimmerecke mein Körper zusammenfaltet, führe ich mein letztes Selbstgespräch.
Niemand ist für mich zuständig.
Der schnelle, leise, heimliche Verfall ist die beste Art für mich, das Leben zu bewältigen, meine gewohnte Inkonsequenz raubt meinen endgültigen Eingeweiden das letzte bisschen Hoffnung; die beste Art und Weise für mich zu sterben ist, meinem Körper zu vertrauen, der seit jeher dazu bestimmt ist, in den nächsten Minuten aus dem Leben zu stürzen.