Das Knoblauch-Kollektiv


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1. Durch die Identifikation mit den folgenden Punkten gehört jemand zu uns oder eben nicht. Jeder der zu uns gehört, hat eine Funktion.
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2. All unsere Gemeinsamkeiten sind unsere Seele, alles was uns unterscheidet, sind die Mittel, mit denen die Seele wirkt.
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3. Es gibt Menschen, die uns brauchen, deswegen müssen wir berühmt werden - je mehr Menschen uns kennen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass uns jemand findet, der uns braucht.
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4. Die Wahrheit ist eine Wunde. Alle Gedanken sind Lügen, die diese Wunde verheilen sollen. Der Schmerz, der dabei entsteht, will alles zerstören, was er in die Finger bekommt. Wir sind die Schere, die gegen diese Finger kämpft.
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5. Das Wort ist nur die Spitze eines Eisberges, an dem nie eine Titanic zerschellt. Wir sind das Treibhausgas, das die Atmosphäre aufheizt.
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6. Hinter jedem Gefühl steckt ein Euter des Wahnsinns. Seine Gier nach Entleerung wächst in jeder Sekunde tiefer in die Unendlichkeit rein. Wir alle saugen jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend an dem Euter. Wer von uns den Hals nicht voll kriegen kann, ist unser Bodyguard. Pathos schmeckt wie Fleischsalat.
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7. Die lächerliche Tragik des Menschen wird deutlich, wenn man die amoralische Gewalt der Musik und die Notwendigkeit von Politik gegenüberstellt. Politik ist Organisation von Interessenkonflikten und Zwangs-freundschaften auf dem Flohmarkt der Zivilisation. - Politik ist die Kunst, den Einzelnen zu Unterwerfen. Kunst unterstützt oder widerspricht der Politik. - Individualismus ist ein Ideal, dessen Zeit fast abgelaufen ist. Wir beschwören die Herrschaft des Dividuums. Wer sich nicht aufsplittern kann, ist ein Sklave. Unsere Kunst beginnt da, wo jede Politik aufhört. Unsere Hitze, unsere Gier, unser Wahnsinn kann nur von sich selbst verwaltet werden.
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8. Wahnsinnig sein bedeutet, sein Leben für eine einzige Leidenschaft aufs Spiel setzen. Alles, was sich nicht auf einem Niveau halten, sondern unzufrieden und fanatisch sein kann, weil entsprechende Lüste und Schmerzen da sind, ist in diesem Sinne wahnsinnig, denn alle einseitigen Lüste, alle einseitigen Schmerzen, überhaupt alle Einseitigkeiten nur sich selbst wollen und gleichgültig gegen den Körper arbeiten, der sie hervorruft. - Der Wahnsinn Einzelner ist immer nur eine Reaktion auf den Wahnsinn Vieler. Unser Staat produziert notwendigerweise Wahnsinnige. Ein Wahnsinniger hat andere Bedingungen, einen anderen Geschmack als sein Umfeld. Jeder Mensch ist Opfer seiner Bedingungen. All seine Gefühle und Gedanken sind Opfer seiner Organe. Niemand hat sich seine Organe ausgesucht.
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9. Die Kälte der Moral will die Hitze des Wahnsinns eines Einzelnen herunterschrauben, damit so viel wie möglich Wahnsinnige nebeneinander leben können. Moral macht alle Leute gleich, gibt allen Leuten das selbe Ziel, ebnet jede Persönlichkeit ein. Es ist wünschenswert, dass sich Menschen Ihresgleichen suchen und sich zusammenschließen zu einem "Stand" und sich ihre eigenen Gesetze geben und mit Menschen koexistieren können, die ganz andere Gesetze haben.
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10. Liebe ist, wenn man Lust hat, jemanden zu küssen. Liebe tut gut, Liebe hält vieles zusammen, Liebe macht Dinge kaputt, die kaputt gehen wollen, Liebe ist ein Rauschzustand, den wenige aushalten, der aber alle Menschen bereichern würde.
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11. Es ist wichtig, genial zu sein, um nicht an sich zu vertrocknen. Alle Genialität beginnt mit dem Hass auf sich selbst. Selbsthass ist ein Wahnsinn, der einen anderen Wahnsinn anzieht: den Wille zur Selbstüberwindung, der in der Moral sein gröbstes und der Kunst sein feinstes Werkzeug findet. Wer es schafft, sich zu hassen, ist der Wahrheit auf der Spur. Wer es schafft, diesen Hass zu überwinden, ist ein Künstler. Wessen Kunst es schafft, den Selbsthass anderer Menschen zu überwinden, ist ein Genie.
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12. Ein wilder, bunter, fruchtbarer Komposthaufen, in den man alles schmeißt, was man findet und dann schaut, was daraus wird, ist ein treffenderes Symbol für das, was wir sind, als ein Katapult, in das man einen bestimmten Stein spannt, um ihn gegen eine bestimmte Scheibe zu schleudern. Das Leuchten und der Duft der Gewächse auf unserem Kompost können bestimmte Leute in andere Bewusstseinszustände schicken, in denen ihnen klar wird, dass sie selbst der Stein sind, der gegen das Glashaus fliegen muss, in das man sie geboren hat.
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13. Wir verstehen uns als Wanderzirkus, wir sind Löwen, die sich wie Clowns verkleidet haben, die sich wie Priester verkleidet haben, und predigen, genau so zu werden, wie wir. Alles an uns ist echt. Die Musik die wir machen, ist der Beweis, dass es gar nicht möglich ist, sich für seinen Wahnsinn zu schämen, weil Scham selbst nur ein Wahnsinn ist, den eine Moral fernsteuert, die konstruiert wurde, um uns zu heilen von unseren drückenden Hoffnungen und unserer glühenden Selbstherrlichkeit. Dagegen lassen wir unsere laute Zirkusmusik ertönen, die glaubhaft ist, weil wir keine Motive haben, glaubhaft zu sein. Wir haben unsere Finger tief im fiktionalen Gehirn des Zeitgeistes und wollen mit Hochglanz-Trash von RTL heruntergespült werden.
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14. Gott ist für uns ein Wort für alles, was wir nicht erklären können. Wir glauben nicht, dass sich jemand mit unserem Leben, mit Existenz überhaupt etwas gedacht hat. Wir glauben nicht an Schuld und Strafe und Verantwortung und Willensfreiheit und Wahrheit, aber wir glauben, dass alles, was wir nicht wissen können, einen Sinn für uns hat. Wir fühlen uns geborgen in dem, was uns Angst macht. Die Grenzen unserer Sinne, unseres Verstandes sind der väterliche Schoß, in dem wir uns von der Bewältigung unserer Existenz erholen - unsere Gleichgültigkeit gegen unsere Gewissheiten sind die mütterlichen Brüste, an denen wir solang nuckeln, bis wir glauben, unsere Unschuld zurückgewonnen zu haben: allein dieser Glaube kann Berge versetzen (- alle anderen Glauben wollen nur...)
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15. Knoblauch ist eine der gesündesten Pflanzen, die es gibt - sie macht gesund und hält gesund und stinkt all denen, die sie nicht genießen (können). Knoblauch ist das zentrale Symbol unserer Kunst. In der Natur kann der Mensch alles finden, was er nötig hat, um gesund zu bleiben. Pflanzen, die unbehandelt berauschen, sind jeder anderen Droge vorzuziehen. Rauschzustände, die der Körper ohne Stoffe, die ihm zugeführt werden, produzieren kann, sind die interessantesten.
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16. Schmerzender Krach ist der höchste Punkt, den die Musik erreichen kann und das beste Mittel, um sich gegen Depressionen zu verteidigen. Alles, was du im Krach denken kannst, ist richtig. Alles, was du im Krach willst, ist gut für dich. Unerträglicher Krach ist das Holz, aus dem jede Wahrheit und jede Lüge geschnitzt ist. Lärm ist Gier, Lärm ist Macht, Lärm ist Leben. Stille ist Lärm mit negativem Vorzeichen. Sie ist das Feuer, das der Lärm entfacht. - Lärm und Stille reinigen das Bewusstsein von allem Nebensächlichen.

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17. Das Nichts ist das unberührbare, unvermeidbare, unberechenbare Schwarze Loch, in das unsere Existenz langsam gesaugt wird. Das Schwindelgefühl, das uns jedes Mal überkommt, wenn wir über das Nichts nachdenken, verlängert unser Leben um mehrere Wochen. - Wir haben zu viel Lebenskraft, um über den Tod nachzudenken. Jedes Lustgefühl ist ein Triumph über das Dem-Tod-Entgegenrauschen.
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18. Adolf Hitler hat sich insgeheim immer nur als Künstler verstanden, der nicht so viel Leute hätte umbringen lassen, wenn er ein anderes Gesicht gehabt hätte. Wir bewundern seinen Wahnsinn und die Energie, die sein Wahnsinn freigesetzt hat. Wir finden das Kunstwerk selbst, das er erschaffen wollte, nicht ästhetisch und wir sind aus Instinkt gegen jeden Nationalismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, wir bejahen die Buntheit des Men-schengeschlechts, die Transnationalität, den anarchischen Surrealismus und Multikulti-Kuscheleien. Jedoch behaupten wir nicht, dass Faschismus und Krieg niemals akzeptable Mittel für unsere Zwecke sein könnten. Ausbeutung, Sklaverei, Unterwerfung sind natürliche Prozesse und sollen als notwendige Werkzeuge weiterhin in Betracht kommen dürfen, unter Bedingungen die wir uns noch offen halten. - Wir wollen uns alle Mittel offen halten, aber nicht verwechselt werden mit Patrioten, Rassisten oder anderen Spießern, die - frei nach Nietzsche - nichts anderes als ihre Herden-Eigenschaften haben, worauf sie stolz sein können.
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19. Es gibt zu viel Kunst. Wir machen keine Kunst für Künstler. Dissens ist wichtiger als Unterhaltung. Haltung ist wichtiger als Talent. Künstlerische Krisen sind Sicherheitsgurte. Fanatismus ist ein guter Ersatz für Authentizität. Jeder kann mit Kunst machen was er will. (-> Kunst ist ein Anagramm von Stunk.)
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20. Der Sinn des Lebens ist, mit hellem, liebevollen, leichten Herz lebensmüde zu werden.
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21. Das Problem der Hipster ist, dass sie sich in ihrer verkünstelten, banalen Individualität zu wichtig nehmen. Sie wollen etwas besseres sein als die grauen Anzug-tragenden Spießer, sind aber selbst genau so spießig und langweilig und reaktionär. Sie benutzen Klassiker der Underground-Literatur als sexuelle Lockstoffe. Wenn es drauf ankommt, ist auf sie kein Verlass - denn sie nehmen die Kunst nicht ernst genug. Sie sind Witzfiguren, die wirklichen alternativen Lebensformen nichts abgewinnen können. Es reicht ihnen, nichts mit MTV anfangen zu können, wirklich progressiv und kreativ sind sie nicht. „Indie-Musik“ ist Schlagermusik für Leute, die schonmal über ein Charles-Bukowski-Gedicht gelacht haben, weil sie sich darin wiedergefunden haben.
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22. (Rost schmeckt wie Blut. Leben ist Sterben. Existenz ist vorübergehend abwesendes Nichts.) - Wir können nur lebendig sein, weil wir sterben. Das Nichts ist unsere einzige Grenze, die wir akzeptieren (weil wir sie selbst gesetzt haben). Wir wollen uns irgendwie gegen die Lust wehren, unsere selbstgesetzte Grenze zu überschreiten. Wir machen Musik für das Leben, nicht für den Tod. Alles was wir tun, ist ein stärker- und irgendwann schwächerwerdendes Trotzdem.
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23. Die Hilflosigkeit in unseren Augen ist manchmal Fassade. Wir können nicht schauspielern, bzw. wir können so gut schauspielern, dass es uns niemand glaubt (was dann das selbe ist). Wir tragen unsere Innenwelt niemals authentisch nach außen - kein Mensch kann sowas. Gefühle sind nicht darstellbar, nur übertragbar. Wir spielen eine Rolle, um unseren Wahnsinn zu beschützen und auszubauen und zu übertragen. Wir sehen manchmal glücklicher, manchmal unglücklicher aus als wir sind. In beidem sind wir hilflos.
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24. Wenn einem etwas gelingt, ist man nicht glaubwürdig. Außerdem macht es depressiv, wenn man das schafft, was man will. - Dieser Satz ist so einseitig wie Lebenslust, es ist ja auch wichtig, fanatisch sein, grausam ein Zeil verfolgen zu können - der Körper ist eine gierige Maschine. Aber unserem Ziel ist es egal, ob wir es erreichen - jedem Ziel ist es egal, ob man es erreicht oder nicht, denn Ideen haben keine Gefühle. - Es ist wichtig, zu versagen, zu leiden, zu verzweifeln, ganz und gar kalt und leer und bar jeder Hoffnung sämtlichen Respekt vor überirdischen oder irdischen Idealen zu verlieren. - Nur wenn man es aushält, zu versagen, wird man auch in der Lage sein, etwas zu schaffen. Versagen ist Training. Wenn wir irgendwann nicht mehr versagen können, dann essen wir einen leckeren Keks.
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25. Wir können nicht versagen, weil wir keine Hoffnungen haben, weil wir immer schon am Ziel sind, weil wir eine Kraft sind. Man kann uns gebrauchen und mit uns scheitern, durch uns scheitern, wir selbst aber sind davon unberührt. Wir sind erhaben über das, was wir sind, waren und werden und auch über das, was mit unserer Kunst geschieht, geschehen ist und geschehen wird.
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26. Weil wir eine Familie sind, müssen wir uns lieb haben können. Wenn wir es nicht können, dürfen wir nicht so tun. Wenn wir es können, sollten wir nicht darüber reden.
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27. Wir sollten uns nur vor uns selbst rechtfertigen, mit unserer Sprache und dem, was hinter unserer Sprache steckt. Es macht uns nichts aus, wenn wir von denen missverstanden werden, die uns nicht mögen wollen.
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28. (Das Gute ist so gefährlich wie das Böse, wird aber besser missverstanden.) Wir wollen unsere Scham vor unseren extremsten Möglichkeiten dem infantilen Glühen der Gier hinter unserer Stirn opfern. Alle Worte, die Gefühle bezeichnen, sind nimmersatte Pappheilige, und die Verzweiflung, die wir angesichts all unserer Unzulänglichkeiten empfinden, ist eine übermütige Schere. Wir nehmen gern Obdachlose bei uns auf. Wir werfen gern Biotonnen um. Wir spalten gern Professorenköpfe mit einer Notfall-Axt. Wir manipulieren gern geistig Behinderte mit Drogen. Wir stiften gern Unruhe in Kirchen. Wir fressen gern kleine Kinder. Warum? Weil man sich Freiheit erarbeiten muss, wenn man frei sein will.
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29. Wir blühen - wir glühen - und die Existenz ist nur die Tapete, die das Nichts aufhübschen will, aber wir sind hübscher (weil wir uns nicht alles bieten lassen können). Wir sind mehr Wert als die Existenz und das Nichts zusammen. Wir sind die vollkommensten Götter, weil wir zwei Löcher im Kopf haben und diese Löcher sind die Nullkommanullen, die all denen fehlen, die die Rechnung ohne uns machen. Hinter all unseren Worten dreht sich eine strahlende Sonne Schweigsamkeit, die unser Leben zusammenhält. - Im Grunde gehört alles, was existiert, uns. Die Naturgesetze haben das nur noch nicht richtig verstanden.
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30. Abschließend.  - In diesem Manifest steht alles, was wir kennen, spüren, lieben, verachten, wollen, nicht wollen, wissen und nicht wissen. Es wird jedes Jahr, eine Woche vor Frühlingsanfang gemeinschaftlich von allen Unterzeichnern renoviert.



ANHANG
Ein Gebet

Wenn es kalt ist, will es wachsen - wenn es warm ist, will es blühen.
Es ist Frühling.
Nur ein bisschen davon kann dich leben und sterben lassen.
Wenn es sauer ist macht es lustig.
Es ist der Geruch deines Gefühlsklos und der Semmelwürfel in deinem Gedankenkloß.
Es ist die Hoffnung für alle Überflüssigen, Unterflüssigen, Nebenflüssigen.
Es hat keine echten Worte, aber echte Ziele.
Es will uns nach Hause klingen, aber es findet noch keinen Klang.
Es ist die Alphawelle und alle Omega-n-Fettsäuren, es ist der Ton deines Nervensystems im schallisolierten Raum, es ist stolz wie ein Pfau und hackt manchmal zickig nach dir.
Es geht nie um es, sondern es geht um.
Es ist die Brücke auf die du dich aus dem Wasser stürzt, es ist zwei durch sich teilbare Nullen.
Es bleibt nie an einem Ort, es ist keine Phase, die wieder vorübergeht.
Gott wär gerne wie es, wenn er wüsste, dass es existiert.
Es weiß immer, wo du dich versteckst.
Es geht nie um es, sondern es geht um.
Es wünscht dir einen guten Rutsch, es flutscht dass sich der Balkan biegt, es siegt mit einer lächerlichen Geste.
Es ist der Job deiner Knochen, es ist die Zeit für's Überkochen, es ist güldne Ruhe mit fehlerhaftem Grammatick.
Es kommt nicht mehr nach Hause. Es ist der i-Punkt in Liebe und der Doppelpunkt im Hämoglobin.
Ss lebt dich von Herzen und erwartet nicht, dass du es auch tust.
Es lebt dir etwas vor, es will in die Welt kommen, es erhitzt dich immer weiter,
in die Höhe der Tiefe, in die Tiefe der Höhe,
es wird immer esser als erhofft,
es wird immer esser als befürchtet,
es wird immer esser als das Gegenteil von es.
Es dreht sich,
es dehnt sich,
in die Höhe der Tiefe,
in die Tiefe der Höhe,
es ist hier,
es ist jetzt,
es
ist
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ich mache gern das und das ich mache nicht gern das und das heute fühle ich mich so und gestern habe ich mich soho gefühlt meine nackten füße stehen auf dem gras der wind ist weich ich bin nicht der einzige mensch auf der welt gibt es etwas zu tun? muss ich vorsichtig sein? es gibt menschen die ganz anders sind als ich mein platz ist hier oder vielleicht auch woanders manches tut mir gut und manches tut mir nicht gut und vieles vieles vieles vieles weiß ich nicht mehr oder noch nicht oder werde ich nie wissen und ich entscheide was egal ist und was nicht
Holz klingt anders als metall. Unterschiedliche metalle klingen auch anders. Plastik auf metall klingt anders als holz auf metall. Wenn ich nicht weiß was ich mit mir anfangen soll, mach ich mit unterschiedlichen gegenständen unterschiedliche geräusche. Manchmal stört das meine eltern. Sie reagieren mal so und mal so. ihre gesichter sehen nicht immer gleich aus so wie ich mich nicht immer gleich fühle. Manchmal weiß ich nicht was ich sagen soll wenn man mich fragt wie ich mich fühle. Manchmal will ich ein bisschen mehr fühlen und manchmal ein bisschen weniger. Wenn ich krach mache werden bestimmte gefühle stärker wenn ich ganz still über meine gefühle nachdenke werden bestimmte gefühle schwächer. Alles was ich fühle verändert mich alles was ich tu und nicht tu verändert mich. Jedes geräusch das ich mit gegenständen mache macht etwas mit mir und allen die mich hören. __________Mit allem was ich tue bringe ich mich in die welt ein.
Mit allem was ich tue wachsen meine wurzeln tiefer in die erde.
Geht es auch anders?
Wie? Wohin? Warum?
Liegen. Graben. Himmel und Blumen. Dunkelheit und Wachsein. Erdbeeren.
Warten und kratzen. Ein großes Loch in die Straße machen und dann ganz hoch auf eine Leiter klettern, wo mich niemand findet.
Aufräumen oder nichtaufräumen? Werkzeuge und Pläne. Euphorisches Stürzen.
Überdruss und Nervosität halten alles in der Schwebe.
Kein Wort gelangt so tief ins Herz wie ein geflüstertes „hä?“.
Kein Buch ist so lebendig wie eine schiefe Klarinette.

Seitdem ich zum ersten Mal verliebt war, habe ich die Ehrfurcht vor Worten verloren. Überhaupt ist es nicht nötig, Worte zu benutzen, wenn es etwas stärkeres gibt, das von ganz tief und echt kommt und alles tragen kann. Worte benutzen nur Menschen deren Gefühle zu schwach oder zu stark oder zu chaotisch sind. Sonst ist es völlig genügend, Geräusche zu machen, um mit sich und der Umgebung zu kommunizieren. Manche Geräusche werden als Musik bezeichnet und manche werden nicht als Musik bezeichnet. Bloß weil sich bestimmte Konventionen entwickelt haben, also bestimmte Sachen immer wieder auf die selbe oder ähnliche Art und Weise gemacht und gedacht werden, bedeutet das nicht, dass es eine objektive Definition von guter Musik und schlechter Musik gibt, weil es keine objektive Definition gibt, was ein guter Mensch, ein sinnvolles Leben, eine richtige Empfindung ist. Genau an diesem Nagel hängt mein Herz für experimentelle Musik und trifft den Hammer auf den springenden Knackpunkt der Essenz;;/ Liebe.